Europa als koloniale Erinnerungsgemeinschaft?

Die Darstellung des europäischen Kolonialismus in deutschen, englischen und französischen Schulbüchern

Der Kolonialismus war ein europäisches "Projekt", das von konkurrierenden Nationen und Nationalismen getragen wurde. Das Forschungsvorhaben fragt daher, inwiefern der Kolonialismus in Schulbüchern als je nationale, transnationale oder europäische Vergangenheit dargestellt und gedeutet wird.
Am Beispiel von Deutschland, Großbritannien und Frankreich wird untersucht, wie der Kolonialismus in Schulbüchern vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart dargestellt und bewertet wurde. Dabei geht es (a) um die Selbstwahrnehmung Europas im Spiegel kolonialer Herrschaft, die als "abendländische Zivilisationsmission" oder "Bürde des weißen Mannes" aufgefasst wurde und durch die beständige Abgrenzung von den zu "Zivilisierenden" maßgeblich geformt wurde. Es geht ferner (b) um die Betrachtung des Kolonialismus als transnationales Phänomen, bei dem die unterschiedlichen Wege kolonialer Vergangenheitsbewältigung und nationaler Erinnerungskulturen, gleichzeitig aber auch gemeinsame Belastungen deutlich werden. Schließlich könnte (c) die kritische und selbstreflexive Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheiten langfristig das Fundament für ein gemeinsames europäisches Bewusstsein legen, auf dem sich europäische Politik künftig gestalten ließe und mit dem der Fragmentierung Europas entgegengewirkt werden könnte.

Diese dreifache Zielsetzung basiert auf der Auffassung, dass nicht die gemeinsame historische Erfahrung allein, sondern erst die aktive Auseinandersetzung mit ihr die Möglichkeit eines solchen Bewusstseins schafft. Ziel dieses Prozesses ist nicht etwa eine für alle Europäer verbindliche Geschichtsdeutung, sondern die Pluralisierung des je eigenen Geschichtsbildes und die Sensibilisierung für die Narrative der Anderen. Um dabei der Gefahr eines Rückfalls in latent koloniale Perspektiven zu entgehen, sollen stichprobenartig Schulbücher aus ehemaligen Kolonien einbezogen werden.

 

Teilprojekt A

Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung
Celler Straße 3
38114 Braunschweig

Projektleitung: 
Prof. Dr. Simone Lässig 
[Profil | Kontakt]

Bearbeiterin:
Dr. Susanne Grindel
[Profil | Kontakt]

 

Link

Freiburg postkolonial / iz3w
 

Ein Verbundprojekt von:

Georg-Eckert-Institut f&uumlr internationale Schulbuchforschung

Universität Kassel

Zentrum für zeithistorische Forschung Potsdam

Bundesministerium für Bildung und Forschung