Bilder europäischen Kulturerbes im 20. Jahrhundert
Transnationale Diskurse zur europäischen Denkmallandschaft und ihre Übersetzungen in Denkmalpolitik und Museumskonzeptionen
Unsere Vorstellungen von Europa werden entscheidend von den Bildern eines gemeinsamen europäischen Kulturerbes geprägt, insbesondere von architektonischen Denkmalen als materiellen Zeugnissen der Geschichte. Gelten heute der Papstpalast in Avignon oder die Kathedrale von Krakau als „europäische Kulturerbestätten“, so standen noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts Kulturpolitik und Denkmalpflege in Europa ganz im Zeichen nationalstaatlicher Interessen. Besonders im Zuge kriegerischer Auseinandersetzungen dienten Kunst- und Kulturdenkmäler als Instrumente nationaler Identitätsfindung und Abgrenzung zu den europäischen Nachbarn.
Um diesen fundamentalen Wandlungsprozess der Bilder europäischen Kulturerbes im 20. Jahrhundert geht es Teilprojekt B, das danach fragt, wie sich aus dezidiert national konnotierten Denkmalstätten ein gemeinsames europäisches Kulturerbe herausgebildet hat und wie dessen facettenreiche Bilder unter verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Vorzeichen gestaltet und übersetzt wurden.
Insbesondere transnationale und interkulturelle Austauschbeziehungen und Vernetzungen werden dabei in den Blickpunkt genommen, um zu analysieren, welche Rolle das materielle – und zunehmend auch das immaterielle – Kulturerbe in der diskursiven Konstruktion von Identitäten, Erinnerung, Räumen und Wissen in Europa spielt und welche gesellschaftliche und politische Relevanz die Bilder eines gemeinsamen europäischen Kulturerbes entfalten.